Die Gail ist geil !
Mit von der Partie waren
- GuenterDollhaeubl und seine tolle Crew, TheoDollhaeubl und MarkusSteinmaurer
Unsere Tour
Von Kirchbach bis GörtschachBericht
Camping am Pressegger See. Traumwetter. Ein We-No-Nah Adirondack dabei. Wasserstand auf der Gail akzeptabel. Da drängte sich die Frage fast schon auf wann man sich die schnellen Mäander dieses quicklebendigen Gebirgsbaches hinunter läßt. Die Geschichte hatte nur einen kleinen Hacken. Es war kein erfahrener Paddelpartner vorhanden, und man sollte die Gail die am Oberlauf echte Wildwasserqualitäten hat, nicht unterschätzen. Aber ich wollte unbedingt diesen Fluß wieder einmal befahren und mein Neffe Markus, wollte auch dabei sein. Als dann auch mein Vater ernstes Interesse zeigte, hatte ich eine Crew zusammen. Die Unerfahrenheit meiner Mannschaft auf schnell fließenden Gewässern hatten wir mit Schwimmwesten, einer theoretischen Schulung, und einem geplanten Einstieg neben der Brücke der Ortschaft Kirchbach ausgeglichen. Ab Kirchbach führt die Gail schon genug Wasser um eine breitere Fahrrinne zu haben. Weiters sind die Mäander nicht mehr so extrem, sodaß man nicht automatisch an das Außenufer der Kurven gedrückt wird.
Also bei Traumwetter setzten wir das Boot am Nordufer, links neben der Brücke ein. Befestigten unseren wasserdichten Sack der mit lebenswichtigen Ampullen voller Bier gefüllt war, machten noch ein paar Fotos und setzten uns mit raschen Paddelschlägen im flachen Wasser in Bewegung. Genau 20 Meter weit. Dann saßen wir auf. Also aussteigen und schieben um mehr in die Mitte des Baches zu kommen. Dann wieder reinspringen und schon ging es gleich recht hurtig los. Das Tolle an der Gail ist, daß ein Mäander dem anderen folgt. Sollte doch einmal ein paar 100 Meter das Bachbett ziemlich gerade verlaufen, so ist es zumeist so flach, daß man mit Geschick und etwas Glück, die richtigen Fahrrinnen finden muß. Ohne aufzulaufen, oder unter dem Wasserspiegel gelegene Felsen zu rammen. Die Gail ist einfach „geil“. Sie erlaubt keine Pausen. Immer ist etwas los. Und dabei fließt sie durch eine wunderschöne Bergkulisse. Obwohl zum Großteil mit künstlichen Dämmen versehen, hat das Bachbett die Möglichkeit sich seinen Verlauf selbst zu bestimmen.
Es ging rasch vorwärts und außer ein paar kleinen Vorkommnissen gab es keine Probleme. Einmal krachten wir in schneller Strömung auf einen Stein und rutschten seitlich wieder runter, wobei wir einiges an Wasser schöpften. Einmal entschieden wir uns für die falsche Seite des Betts und mußten aussteigen und das Boot durch das seichte Wasser zurück in die Fahrrinne ziehen. Einmal konnten wir in einer schnellen Kurve den überhängenden Ästen nicht mehr ausweichen, und ich verlor meinen Strohhut. Diesen konnten wir bei der sofort eingeleiteten Rettungsaktion gerade noch vor dem Ertrinken retten. Rasch verflog die Zeit und irgendwo legten wir an einer Sandbank an, um Mittagspause zu machen. Die Sonne brannte ungefiltert auf uns herunter, so daß unsere durch das Spritzwasser getränkte Kleidung rasch wieder trocknete. Nach einer Stärkung ging es dann weiter. Bald erreichten wir die große Brücke der Bundesstrasse die den Verkehr über das Naßfeld nach Italien führt. Dort wird die Gail auf ein paar hundert Meter noch einmal so richtig spritzig. Die gefährliche Stelle knapp unterhalb, war diesmal gar nicht vorhanden. Wo seinerzeit ein Wildbach in die Gail stürzte und der Fluß vollkommend verblockt war, war diesmal nur eine große Sandbank. Der Wildbach führte kein Wasser.
Ab dieser Stelle beginnt sich die Gail merklich zu beruhigen und mit Ausnahme von einigen Stellen wo das Wasser sehr niedrig war, und wir uns den Weg zwischen den Steinen suchen mußten, gab es keine Hindernisse mehr. Nach Hermagor beruhigt sich der in ein Bett gepreßte Bach immer mehr. Die spannenden Momente vom ersten Teil der Fahrt fehlen, und man beginnt sich fast zu langweilen.
Nach einer weiteren Stunde fuhren wir unter die kleine Brücke bei Görtschach. Nun galt es wieder etwas aufmerksam zu werden, um die Anlegestelle nicht zu versäumen. Irgendwie fanden wir sie nicht und so entschieden wir einmal anzulegen, um heraus zu finden wie weit wir schon waren. Gesagt, getan. Das Resultat war, daß wir genau 50 Meter vor der geplanten Anlegestelle aus dem Boot geklettert waren, da diese von unserem Standpunkt aus nicht zu sehen war. Wir holten dann Gepäck und Boot aus dem Wasser, putzten es ein wenig, und tranken ein verdientes Bier.
Meine beiden Begleiter waren total begeistert, und wollten so etwas bald wieder machen. Markus sprach sogar von einer Steigerung und schlug die Traun für unser nächstes Unternehmen vor. Und auch mir hatte die Fahrt Spaß gemacht. Nächstes Jahr wieder, und dann gleich von Dellach weg, falls es der Wasserstand zuläßt.
-- GuenterDollhaeubl - September 2009