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Ein Reisebericht aus dem Sommer 1994

Nachdem wir im Herbst des Vorjahres erste Erfahrungen mit Helmut’s Kanu gemacht hatten, wollten wir einmal einen Urlaub diesr Art machen. Zufällig erfuhr ich von Marsha (Anm.: meine damalige Freundin), daß es in Minnesota ein Gebiet gibt, das landesweit als das Mekka der Kanuten betrachtet wird. Also Unterlagen besorgt, kurz mit Mario abgesprochen und den Auftrag zur Reservierung einer für dieses Gebiet notwendigen Lizenz gegeben. Schon im März haben wir die Rückbestätigung über eine Aufenthaltsgenehmigung im Provinzpark Boundary Waters, für die Dauer von zwei Wochen, bekommen. Also haben wir weiter Erfahrungen gesammelt und fleißig trainiert. Dann im Juni war es soweit. Alles Notwendige einpacken, Mario’s große Alukiste aktivieren, Geschenke kaufen und Tickets besorgen.

Do 23.6.94

Dann die routinemäßige Fahrt zum Flughafen. Check-in. Ein paar Biere zum Abschied und gleichzeitig zum Einstimmen abschlucken. Eine Menge Leute auf dem Weg zur Fußball WM. Alle in bester Stimmung. In Minneapolis problemlos durch den Zoll. Wir wurden von Marsha abgeholt, fuhren dann zur Wohnung ihrer Mutter. Da wir sehr müde waren gingen wir bald schlafen.

Fr 24.6.94

Wir frühstückten ausgiebig und fuhren dann zum Shopping. Wir kauften alles was wir noch benötigten. Von der Matratze, über Handschuhe, bis zum Moskitospray. Aber unsere wichtigste Anschaffung waren ein Paar sibirische Kampfschlapfen vom feinsten. Zwischendurch gab es Tacos gegen den kleinen Hunger. Dann kurz ins Sportgeschäft und zwei Fischerlizenzen für Minnesota gelöst. Zurück in Savage packten wir unsere Sachen um und schafften es unsere gemeinsame Ausrüstung in die Alukiste zu bekommen. Wir wurden auf dieser Tour von Marsha und ihrer Cousine Kim begleitet. Die Frauen hatten natürlich etwas mehr Gepäck, dafür wollten sie auch ein paar Tage vorher zurückfahren.

Sa 25.6.94

Am Samstag war es dann soweit. Wir packten unsere Sachen und warteten auf Kim die noch arbeiten mußte. Um vier ging's dann endlich los. Kim und Mario im ersten, Marsha und ich im zweiten Wagen. Quer durch Minneapolis in den Norden. Der Highway 35 führt immer geradeaus. Wir hörten Musik, unterhielten uns, und waren bester Stimmung. Zwei Sunden später erreichten wir Duluth. Wir durchquerten die Stadt am Lake Superior ohne anzuhalten. Dann ging es immer am Seeufer entlang weiter. Ich studierte immer wieder die Karte und versuchte auszurechnen, wann wir ankommen müßten. Meine Berechnungen waren nicht unbedingt ermutigend. Ich schätzte die Ankunft auf nicht vor 11 Uhr abends. Endlich erreichten wir Two Habors. Es begann bereits zu dunkeln als wir an den Gooseberry Falls vorbei fuhren. Dann plötzlich ein Elch direkt neben der Straße. Die Frauen stoppten und schoben zurück. Ich wunderte mich warum sie so aufgeregt waren und nach ihren Fotoapparaten suchten. Ich erwartete viele Elche im Park. Dies war eine Täuschung wie ich erst später feststellte. Dann erreichten wir Grand Marais. Es war schon komplett dunkel, aber wir fanden die Abzweigung zum Gunflint Trail recht rasch. Dann ging es auf einer eher schmalen Straße durch scheinbar endlose Wälder. Schließlich ein paar Abzweigungen. Kim fand auf der Stelle den richtigen Weg und wir landeten irgendwann auf einem Parkplatz. Es war der des Outfitters. Natürlich war niemand mehr anwesend. Es war bereits Mitternacht. Wir fanden einen Zettel, daß wir ins Bunkhouse gehen sollten. Dies zu finden war nicht leicht, da es sehr dunkel war. Schließlich fand ich es auf einem nahegelegenen Hügel. Es wurde auch Zeit, ich war bereits ziemlich von den Myriaden von Moskitos total zerstochen. Ich holte die anderen und wir stolperten mit dem notwendigen Gepäck der Damen den Waldweg hinauf. Wir fanden im Bunkhaus unsere Troßsäcke und auch ein freies Zimmer. (Marsha erklärte uns, daß nur jene Zimmer deren Türen offen stehen auch wirklich frei seien.) Im Zimmer killten wir erst die Moskitos, inspizierten dann die Säcke, und machten uns schließlich heißhungrig über das mitgebrachte Abendessen her. Dann bezogen wir unsere Stockbetten und betteten uns in unsere Schlafsäcke. Ich schlief sofort ein.

So 26.6.94

Am Morgen als ich erwachte war es bereits hell. Die anderen schliefen noch. Ich stand auf, fand ein Nebenhaus mit Duschen und WC, und verrichtete meine Morgentoilette. Dann ging ich spazieren. Inspizierte den Hügel, die Terrasse des Bunkhouses und ging schließlich zum Outfitter hinunter, um mich dort einmal umzusehen. Das Wetter war herrlich. Etwas frisch noch, aber strahlender Sonnenschein. Ich machte ein paar Fotos und schaute mir die Kanus an. Dann ging ich wieder zurück. Ich bemühte mich nicht leise zu sein. Bald waren meine drei Partner wach. Nach dem Frühstück gingen wir mit unserem Gepäck hinunter, holten noch alles Wichtige aus den Autos und meldeten uns beim Outfitter an. Dort bekamen wir eine Unterweisung wie man das Zelt aufbaut, wie man mit Bären umgeht, und auch sonst noch ein paar sehr nützliche Ratschläge. Dann studierten wir die Karten und ließen uns über gute Touren beraten. Schließlich übernahmen wir unseren Proviant und stellten alles am Ufer zusammen. Ein wahrer Schrank von einem Mann erklärte uns wie man mit Boot und Paddel umgehen sollte und wie wir am besten über die Portagen kommen würden. Dann packten wir all unsere Sachen in die Boote. Ich wurde mit der Aufgabe der Navigation betraut und richtete mich dementsprechend ein. Karte und Kompaß vor mir auf der Ladung festgemacht damit diese wichtigen Sachen nicht verloren gehen konnten. Und dann der große Moment. Wir schoben die Kanus ins Wasser, stiegen ein und entfernten uns mit ein paar Paddelschlägen. Dann ging es um die Landzunge und im gemütlichen Tempo in Richtung Lake Saganaga. Die Alukanus waren sehr stabil und leicht zu steuern. Also habe ich die Steuerung mittels des mühsam erlernten J-Schlages probiert. Es funktionierte. Auch der Rundum-Schlag war kein Problem. Ich war vom ersten Augenblick von unseren Kanus begeistert. Es war sehr warm und wir in bester Urlaubsstimmung. Nach einer Stunde tat sich dann vor uns der große Lake Saganaga auf. Wir paddelten auf den See hinaus und steuerten eine Insel an. Dabei merkte ich, daß die Navigation gar nicht einmal so einfach war. Ich mußte permanent prüfen ob wir genau auf Kurs waren, da eine Abweichung um ein paar Grad unweigerlich zu Orientierungsproblemen führen mußte. Die Landschaft war sehr unübersichtlich und vom Wasser aus, schaute alles ganz gleich aus. Auf der Loon Insel machten wir eine längere Pause. Wir lagen in der Sonne, tranken ein Bier und gingen dann baden. Dabei hatten wir eine Menge Spaß. Dann änderten wir die Richtung und paddelten nach Südwesten. Wir fuhren südlich der Munker Insel und der Long Island entlang, umrundeten dann die Gold Island und paddelten zwischen Ufer und der Englishman Island in Richtung Norden. Wir sahen auch einige andere Kanus. Einige der Lagerplätze waren belegt, sodaß es etwas einfacher war sich zurecht zu finden. Belegte Zeltplätze sind zumeist der einzige verläßliche Orientierungspunkt in dieser grünen Hölle. Auf einer kleinen Insel legten wir an und machten Mittagspause. Wir aßen unser Lunch und lagen faul in der Sonne. Dann ging es weiter. Herum um den Rocky Point und entlang der amerikanisch-kanadischen Grenze wieder nach Südwesten. Zwischen Mario und Kim kam es zu einigen Unstimmigkeiten. Es wurde diskutiert wer nun die Steuerung des Kanus inne hatte. Wir paddelten voraus und fanden auch ohne Probleme die Engstelle, die den westlichen Zufluß des Sees markierte. Wir paddelten durch und versuchten einen Lagerplatz zu finden. In unserer Karte waren mehrere eingezeichnet. Leider fanden wir sie trotz intensiver Suche nicht, oder sie waren bereits besetzt. Schließlich gaben wir es auf und paddelten weiter. Wir fuhren wieder durch einige Engstellen und fanden dann einen Lagerplatz der auf einem Felsen über einer kleinen Bucht gelegen war. Schon war er unser. Wir entluden die Kanus und richteten uns ein. Der Platz war sehr gemütlich und sehr schön gelegen. Wir bauten das Zelt auf, suchten Holz und hackten es. Ich paddelte dann in der Bucht herum und fischte. Schon nach kurzer Zeit hatte ich einen schönen Fisch gefangen und zerlegte ihn. Die Frauen bereiteten das Abendessen. Es war wider erwarten sehr gut und viel. Wir waren alle zufrieden. Nur der künstliche Saft, der für die nächsten Tage unser einziges Getränk werden sollte, war noch gewöhnungsbedürftig. Mario testete die Filterpumpe und fand sie in Ordnung. Am Abend setzten wir uns nahe ans Feuer um uns zu wärmen und um die lästigen Moskitos abzuschrecken. Wir waren froh, daß wir den Spray mit hatten. Als letzte Arbeit des Tages mußten wir noch die Proviantsäcke und den Müll aufhängen, damit Bären nicht durch den Geruch angelockt wurden. Dies entpuppte sich als gar nicht mal so einfach. Die Säcke waren sehr schwer und sollten frei hängen, da Bären auch auf Bäume klettern. Es gelang dann aber doch. Wir verbrachten den Abend bei Kerzenschein und gingen schließlich schlafen.

Mo 27.6.94

Irgendwann wachten wir auf und checkten den Tag. Das Wetter war schön. Wir machten wieder Feuer und die Frauen backten Pfannkuchen. Nach dem ausgedehnten Frühstück beschlossen wir in die Cache Bay zu paddeln und den kanadischen Ranger zu besuchen. Da wir kein Gepäck mitnahmen brachen wir bald auf. Wir paddelten wieder zurück zum Saganaga Lake und hielten uns am linken Ufer. Dann umrundeten wir eine Landzunge und steuerten auf die Insel mit der Rangerstation zu. Dort angekommen mußten wir warten bis der Rotrock seine Mittagspause beendet hatte. Wir schauten uns ein wenig um und machten Fotos. Dann zahlten wir die Grenzübertrittsgebühr und holten uns Insidertipps des äußerst netten Rangers. Er war immer für Scherze aufgelegt und als er hörte, daß wir aus Österreich kommen, schenkte er uns jeweils einen kanadischen Dollar. Wir paddelten dann um die Insel, exakt nach Norden. Der Wind hatte stark aufgefrischt. Er kam aus dem Süden und trieb uns vor sich her. Wir mußten aufpassen, daß wir genau im Wind blieben. Wir durchquerten die Cache Bay und legten an einer kleinen Halbinsel an. Durch den starken Wellengang und dem steinigen und steilen Ufer war das nicht einfach. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel ins Wasser. Also entledigte ich mich meiner Kleidung (außer der Badehose). Dann kletterten wir durch den Urwald den Hügel hinauf. Wir hatten gehört, daß dies der höchste Punkt in der Gegend sein sollte. Ich hatte nur die sibirischen Kampfschlapfen mit und zerkratzte mir die Beine. Oben angelangt waren wir sehr enttäuscht, denn die dichte Vegetation ließ keinen Ausblick zu. Also kletterten wir wieder hinunter. Dies war mit den Schlapfen noch viel schwieriger. Aber wir kamen ganz gut unten an und überdachten die weitere Vorgangsweise. Der Wind war noch immer sehr stark. Wir wollten weiter westlich in einen Flußlauf einfahren und ihn hinauffahren bis zu einem Wasserfall. Da der Wind noch immer die Wellen gegen unsere Halbinsel peitschte, entschlossen wir uns mit aller Kraft gegen den Wind ca. 100 Meter raus zu paddeln, dann das Kanu schnell zu wenden und im spitzen Winkel nach Nordwesten zu paddeln. Wir machten dies auch und es funktionierte. Wir paßten genau auf, daß uns der seitlich kommende Wind nicht zu knapp an das Land trieb. Im Windschutz einiger kleiner Inseln fanden wir den Flußtrichter und fuhren ein. Dort waren wir weitestgehend vom Wind geschützt und erholten uns von der Anstrengung. Langsam paddelten wir den Fluß hinauf. Dann bogen wir um eine Ecke hinter der laut Karte der Wasserfall sein sollte. Wir hörten das Rauschen, waren aber erstaunt, als wir keinen Fall sahen. Plötzlich sah ich 100 m vor uns weiße Wasserschleier. Im gleichen Augenblick wußten Marsha und ich Bescheid. Unser Fluß floß in die andere Richtung und wir waren am oberen Ende des Wasserfalls. Also legten wir uns ins Zeug und landeten an einer Portagestelle an. Desgleichen taten Mario und Kim. Wir zogen die Kanus aus dem Wasser und lachten über unsere falsche Vorstellung. Dann wanderten wir die Portage hinunter und legten an einer Stelle, von der man den Wasserfall gut überblicken konnte, unsere Mittagspause ein. Nach dem Lunch wanderten wir wieder zurück. Inzwischen waren etliche andere Kanuten angekommen und die Anlegestelle war sehr bevölkert. Eigentlich wollten wir ein Bad nehmen, verschoben dies aber, um uns eine ruhigere Stelle zu suchen. Also paddelten wir zurück, fanden aber keinen idealen Platz. Inzwischen war es auch bewölkt und etwas kühler geworden. Als wir dann auf die Cage Bay hinaus sehen konnten wurde uns etwas mulmig. Die Wellen trugen Schaumkronen und waren ganz schön hoch. Wir wußten, daß wir genau gegen den Wind paddeln mußten. Wir wußten auch, daß es eine lange anstrengende Strecke werden würde, ohne irgendwo pausieren zu können. Wir legten die Schwimmwesten an und verstauten alles gut im Boot. Dann ging es hinaus. Dabei hatten wir eine Engstelle zu überwinden. Wir paddelten nur ca. 10 m vom Ufer entfernt und so konnte ich genau unsere Geschwindigkeit abschätzen. Doch trotz aller Kraftanstrengungen kamen wir kaum weiter. Nach ca. 10 Minuten hatten wir es dann geschafft und waren auf dem offenen See. Doch wir hatten erst die ersten 100 m hinter uns und ich hatte schon fast keine Kraft mehr. Sehr bald fand ich heraus, daß es nur eine Möglichkeit gab unser Ziel zu erreichen. Das Boot mußte ohne J-Schlag, sondern mit der vollen Angriffsfläche des Paddels vorwärts bewegt werden. Immer genau im Wind. Sobald das Boot nur ein paar Grade abwich, hatte der Wind die Seite des Kanus als Angriffsfläche und trieb es wieder zurück. Außerdem schlugen die Wellen seitlich über das Boot, was es schnell zum kentern bringen könnte. Also wechselte ich immer wieder die Seite, sobald ich spürte, daß das Boot auszubrechen versuchte. Mühsam kämpften wir uns gegen den Wind und die Wellen. Marsha war schon total naß, da die größeren Wellen vorne in das Boot schwappten. Als ich mich kurz einmal umdrehte, sah ich wie Mario und Kim weit abgetrieben, verzweifelt versuchten das Boot wieder in den Wind zu bekommen. Nach einer halben Stunde taten mir schon Schultern und Hände weh. Ich atmete schwer und wir hatten noch nicht einmal die Hälfte. Zum Glück brachte uns unser Kurs genau auf die Rückseite der Rangerinsel. Also paddelten wir weiter. Irgendwann spürt man die Schmerzen nicht mehr, sondern paddelt automatisch - wie eine Maschine. Ich weiß nicht wie lange wir unterwegs waren, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, daß es etwas leichter ging. Wir hatten den Windschatten der Insel erreicht. Wir paddelten auf die Insel zu, erholten uns dabei ein wenig, und paddelten schließlich wieder gegen den Wind um die Insel. Bei der Rangerstation wollten wir dann auf unsere Freunde warten. Marsha unterhielt sich mit dem Ranger über unser Abenteuer und jammerte über die Schmerzen in den Schultern. Der Ranger zeigte Erbarmen und lieh ihr für die weitere Reise eines seiner Spezialpaddel aus Holz und am Stiel leicht geknickt. Wir sahen dann, dass die anderen geradeaus weiter paddelten und versuchten das Südufer der Cache Bay zu erreichen. Also verabschiedeten wir uns vom freundlichen Ranger, der die USA immer nur als "the funny little country in the south" bezeichnete und wir folgten den anderen. Je näher wir dem Ufer kamen, desto leichter war das paddeln. Im Windschatten fuhren wir dann wieder durch die vielen Engstellen zurück zu unserem Lager. Dabei trafen wir wieder auf Kim und Mario die sich im Gewirr der Buchten und Inseln verfahren hatten. Gemeinsam paddelten wir dann die restliche Strecke zurück. Die Frauen fischten, Mario und ich paddelten. Marsha fing zwei Fische und freute sich. Dann wurde ein Feuer gemacht und das Abendessen zubereitet. Später paddelten Marsha und ich noch einmal durch die Bucht zum fischen. Marsha fing wieder ein paar kleinere Fische. Am Abend saßen wir gemeinsam am Camp-Feuer und erzählten Geschichten und verdauten unser Abenteuer. Todmüde gingen wir, nachdem wir unser Brennholz mit einer Plastikplane gegen Regen geschützt hatten, schlafen.

Di 28.6.94

Das Wetter war nicht schlecht. Nach einem nächtlichen Regenguß schien jetzt wieder die Sonne. Ideal für ein Feuer und ein gutes Frühstück. Dann packten wir wieder alles zusammen, beluden die Boote und paddelten in den Tag hinein. Weiter ging es nach Westen. Wir fanden ganz leicht die Swamplake Portage. Wir stiegen aus dem Kanu und zogen es samt Gepäck durch die Engstelle. Kurz darauf am anderen Ende des Swamp Lake kamen wir an einen Steg. Der Startpunkt der ersten großen Portage. Die Monument Portage (80 r) führt entlang der kanadischen Grenze in den Ottertrack Lake. Die Länge der Portagen wrd immer in ‘r’ angegeben, welches ein altes kanadisches Längenmaß ist und ungefähr mit 3 zu multiplizieren ist, um auf die Meter zu kommen. Wir brachten zuerst das Gepäck ans andere Ende, wofür wir drei mal gehen mußten und als letztes die Boote. Die Aluliste erwies sich als nicht sehr praktisch bei den Begehungen der Portagen, aber wir hatten uns auch daran gewöhnt. Ich half Mario das erste Kanu auf die Schultern zu legen und Kim half mir beim zweiten. Das Kanu war sehr schwer und ich hatte die notwendige Technik noch nicht durchschaut. So hatte ich das Kanu zu weit im Nacken. Nach ein paar Sekunden unter der Anstrengung fing ich zu schwitzen an. Dies hing aber auch mit den zahlreichen Moskitos zusammen, die laut brummend um meinen Kopf schwirrten und sich wohl wissend, daß ich hilflos war, auf Kopf und Hände nieder ließen. Verzweifelt, verschwitzt und stönend, versuchte ich das Gehtempo zu erhöhen. Unter stockendem Atem erreichte ich schließlich die andere Anlegestelle und stellte mit Mario’s Hilfe das Kanu ab. Das Ergebnis waren blaue Flecken im Nacken, Kreuzschmerzen und natürlich unzählige Moskitostiche in Gesicht und Armen. Anscheinend spürten die Moskitos daß an den Landestellen immer wieder Leute vorbei kommen und wenn diese dann die Boote auf den Schultern haben, vollkommen wehrlos waren. Wir waren froh als wir die Boote auf der anderen Seite wieder ablegen durften. Nur eine kurze Strecke legten wir zur nächsten Portage zurück. Wir verließen den Ottertrack Lake wieder und wendeten uns nach Süden. Die gleich lange Portage (80 r) in den viel höher gelegenen Ester Lake war eine noch größere Anstrengung. Wir mußten auf einem total schmutzigen und teilweise sumpfigen Weg über einen Hügel. Das Kanu am Rücken, vorne an Bäume stoßend, hinten am Weg aufsitzend kämpften wir uns mit den Booten über den Hügel. Am Ende waren wir verschwitzt und vollkommen erledigt. Die Moskitos versuchten zu Hunderten zu landen. Schnell verließen wir die Anlandestelle und trieben in den Ester Lake hinaus. Es war ein enges Tal mit Hügeln auf beiden Seiten. Viele tote Bäume lagen im Wassser. Wir paddelten bis sich der See verbreitete. Dann ging es auf geradem Wege weiter. Unser Ziel war eine Insel auf der laut Plan zwei Campsites eingezeichnet waren. Wir hatten Glück und fanden die südliche Liegestelle verlassen vor. Als wir sie besichtigten wußten wir sofort, daß wir hier länger bleiben würden. Wir bauten das Camp auf und vertrauten darauf, daß sich auf diese kleine Insel kein Bär verlaufen würde. Dann zog ich mich um und natürlich auch die Kampfschlapfen aus. Dabei stellte ich mit wenig Freude fest, daß sich ein fetter Blutegel an meinem Bein festgesaugt hatte. Seine Lebensdauer hatte sich durch diese Aktion abrupt verkürzt. Wir pumpten Wasser, hackten Holz, bauten das Zelt auf und richteten die Feuerstelle her. Da das Holz sehr naß war, brachten wir es anfänglich nicht zum brennen. Ich hackte dann einen Klotz auseinander und benutzte die inseitigen Späne als Zunder. Schon funktionierte es. Als es brannte trockneten wir die Holzscheite auf der Kochstelle. Die Mädls machten wieder ein gutes Abendessen, wie immer mit Dessert. Zum Glück waren Mario und ich vom Küchendienst befreit. Wir schauten uns auf der Insel um und lasen in unseren Büchern. Am Abend machten wir ein schönes Lagerfeuer. Mir tat alles weh und auch die Medizin aus der Tullamoreflasche konnte nichts daran ändern.

Mi 29.6.94

Heute war es bewölkt. Wir wollten nicht weiterziehen. Also hackten wir Holz, machten Fotos, oder relaxten. Zwischendurch machten wir immer wieder kleinere Bootstouren. Am Nachmittag paddelte ich mit Mario bis zur Anlandestelle zurück. Dann paddelte Mario entlang des linken Ufers zur Insel zurück, während ich fischte. Ich fing auch eine Menge, aber leider nur kleine Fische. Am Abend versuchten wir es wieder. Leider ergebnislos. Also machten wir es uns im Lager gemütlich und hatten wieder ein ausgiebiges Abendessen.

Do 30.6.94

Am Morgen nach dem Frühstück packten wir alles wieder zusammen. Ein Ranger kam vorbei und überprüfte unsere Lizenz. Durch eine Seeenge die durch Schilf ganz versteckt war fuhren wir in den Hanson Lake. Wieder hatten wir Gegenwind und der Himmel war bedeckt. Wir durchquerten den Lake von Norden nach Süden und fanden ohne Probleme die lange Portage (120 r) zum South Arm Knife Lake. Schon beim Einstieg überfielen uns die Moskitos. Wir sprayten uns ein und nahmen die Alukiste auf. Bald sahen wir, daß der Weg äußerst beschwerlich sein würde. Wir mußten zuerst auf einen Hügel, dann neben einem Wasserfall wieder hinunter, über eine glitschige Engstelle und dann noch durch eher sumpfiges Gebiet zur Anlandestelle auf der anderen Seite. Also brachten wir zuerst wieder das Gepäck rüber, woran sich auch die Mädls tapfer beteiligten. Die Boote trugen wir in Etappen und wechselten uns ab. Unterwegs gab es ein paar dafür vorgesehene Galgen. Überraschenderweise war es an diesem Tage bei weitem nicht so schlimm wie zwei Tage zuvor. Anscheinend hatten wir jetzt durchschaut wie das Tragen am einfachsten war. Dann paddelten wir auf den See hinaus und überquerten ihn in südlicher Richtung. Auf der anderen Seite suchten wir uns ein Camp. Da die Auswahl nicht sehr groß war und auch andere Kanuten da waren, mußten wir mit einem sehr kleinen Camp auf einem Felsen vorlieb nehmen. Wir richteten uns ein. Das Zelt war diesmal direkt neben der Feuerstelle aufgebaut. Ich suchte Holz und hackte es, während Mario Wasser filterte. Doch gerade als wir mit dem Kochen beginnen wollten, fing es zu regnen an. Also verschoben wir es. Es war heute sehr frisch, doch die Damen hatten beschlossen, daß es Zeit für ein Bad wäre und Marsha wusch sich im Anschluß daran sogar die Haare. Ich durfte wieder einen Schmarotzer entfernen, den die Amis Leach nennen. Das Wetter wurde wieder besser und wir machten ein Feuer. Trockneten Holz, Gewand und uns selbst. Dann wurde Abendessen bereitet. Heute gab es Makkaroni mit Sauce. Es schmeckte wieder recht gut. Überhaupt sollte man erwähnen, daß das mitgebrachte Trockenfutter ausgezeichnet mundet und zusätzlich sehr leicht ist. Später machten sich Mario und ich auf eine Fischertour. Wir paddelten dem Ufer entlang in östliche Richtung. Wir fingen nur ein paar sehr kleine Fische, erfreuten uns aber an den über dem See aufziehenden Nebelschleiern. Wir fuhren die Bucht ganz aus und paddelten schließlich zurück. Es war bereits dunkel als wir wieder im Camp ankamen. Wir wärmten uns am Feuer und erzählten Geschichten.

Fr 1.7.94

Es war nach wie vor bewölkt und der Wind kam aus dem Westen. Schaumkronen tanzten auf den Wellen. Wir hatten aus unseren Erfahrungen in der Cache Bay gelernt und wollten mit der vollen Ausrüstung nicht hinaus paddeln. Doch das Warten war zermürbend und wir wurden immer ungeduldiger. Der Start erfolgte dann erst am Nachmittag. Die vielleicht 1000 m lange Strecke bis zur nächsten Portage (25 r) in den Eddy Lake legten wir ohne größere Schwierigkeiten zurück. Ich war mir jetzt erst bewußt, wie gut wir das Kanu schon beherrschten, und wie locker wir die nicht so einfache Anfahrt meisterten. Auch das Anlanden ging schon wie am Schnürchen. Diese erste Portage an diesem Tag war ein Bergaufstück entlang eines Wasserfalles. Sie war nicht sehr lang aber anstrengend. Marsha folgte uns als wir die Boote rauf trugen und machte einige Fotos. Wir waren erst sehr spät aufgebrochen, wollten aber doch weit kommen. Also versuchten wir möglichst keine Zeit zu verlieren. Wir durchquerten den Eddy Lake und drehten an der nächsten Portage bei. Wieder Gepäck ausladen und rüber tragen. Dann folgten die Boote. Inzwischen konnten wir sie schon alleine auf und abladen. Es folgten an diesem Tage noch mehrere Portagen zwischen kleineren Seen. Allmählich änderten wir die Richtung und fuhren gegen Osten. Von dort kam heute auch der Wind, also wieder einmal Gegenwind. Ich glaubte, daß sich der Wind gegen uns verschworen hatte, da wir sicherlich 60 % unserer Tour gegen den Wind ankämpften. Einmal verfransten wir uns kurz, fanden aber gleich den richtigen Weg. Dann erreichten wir einen Abfluß. Wir fuhren ein paar Meter den Bach hinunter und legten dann unter großen Bäumen an. Die letzte Portage an diesem Tag. Es war wieder eine längere Tragestrecke die uns jedoch nicht mehr erschüttern konnte. Wir hatten die Furcht vor den Portagen mit zunehmender Erfahrung regelrecht verloren. Endlich ist der Jasper Lake erreicht. Die Sonne geht bereits glutrot unter als wir einen geeigneten Campsite suchten. Dies dauerte eine Weile, aber schließlich fanden wir das Ideale. Wir campten auf einem etwa 8 m hohen Plateau, von wo aus wir den ganzen See überschauen konnten. Es war sehr viel Platz und nur wenige Moskitos. Wir stellten das Zelt auf und richteten uns ein. Das Abendessen mußten wir im dunkeln zu uns nehmen. Aber das Lagerfeuer deckte alles in ein romantisches Licht.

Sa 2.7.94

Das Wetter war wunderbar. Es war warm. Mario und ich fällten ein paar morsche Bäume, die ich auf meinem morgendlichen Streifzug entdeckt hatte. Wir brachten sie zum Lager und sägten sie abwechselnd auseinander. Dann machten wir Scheiter und stapelten sie neben der Feuerstelle. Da wir sonst nicht viel zu tun hatten hackten wir eine Menge Holz. Dann filterten wir Wasser. Kim war trotz allem in keiner guten Laune und hielt sich zumeist abseits. Marsha und ich gingen schwimmen. Am Nachmittag machte ich mit Mario einige längere Ausflüge und wir paddelten den ganzen Jasper Lake ab. Beim fischen hatten wir kein Glück. Wir erwischten keinen einzigen Fisch. Marsha lag die ganze Zeit in der Sonne und versuchte Farbe zu bekommen, während Kim in ihrem Buch las. Nach dem Abendessen saßen wir dann wieder lange Zeit zusammen und redeten über alles mögliche.

So 3.7.94

Heute war Sonntag. Das Wetter war eher veränderlich. Wir standen auf und bauten das Camp ab. Die Damen machten Frühstück. Wir hatten beschlossen in den Alpine Lake zu fahren, dort Mario’s und mein Gepäck zurück zu lassen und weiter in den Seagull Lake zu wechseln um die Mädls an einer uns beschriebenen Stelle an Land zu setzen, wo es eine Telefonzelle gab. Wir brachen auf und nahmen einen Teil des noch vorrätigen Holzes mit. Wir durchquerten den Jasper Lake und gingen kurz vor einem Wasserfall an Land. Wir trugen die Rucksäcke und die Boote über die nächste Landenge in den Alpine Lake (45 r). Dort war es wieder sehr windig. Wir suchen ein Camp. Dies ist nicht so leicht. Am nächsten Tag war der 4. Juli, Unabhängigkeitstag. Viele Leute nutzten das lange Wochenende und fischten im See. Doch bald darauf fanden wir ein Camp und richteten uns ein. Dann paddelten wir zur 105 r Portage zum Seagul Lake. Wir trugen jeder sein Boot ohne Unterbrechung über die Portage. Wie echte Waldläufer. Wir waren stolz auf uns. Am Seagul Lake empfing uns ein starker Wind. Wir wußten, daß wir uns am linken Ufer halten, und den See von Insel zu Insel überqueren sollten. Der Wind kam von der rechten Seite und natürlich auch die Wellen. Wir legten wieder unsere Schwimmwesten an und paddelten los. Im Windschatten der Inseln war es kein Problem. Doch auf dem offenen See schlugen die Wellen immer wieder über das Boot. Wir kämpften gegen Wind und Wellen und steuerten eine Insel an. Die Arme taten uns bereits weh und wir beschloßen dort eine Pause einzulegen. Auf dem Plan war auf der Windseite ein Campsite eingezeichnet. Also paddelten wir dort hin und hielten nach einer Landestelle Ausschau. Wir legten mit dem Wind, sehr rasch im spitzen Winkel an. Es gelang auch. Dann warteten wir auf Mario und Kim die es uns gleichtaten. Doch beim Aussteigen stürzte Mario ins Wasser. Also machten wir eine längere Pause auf der Insel. Wir hatten Lunch und Mario versuchte seine Kleider etwas zu trocknen. Dann ging es weiter. Abstoßen, weg vom Ufer und im Bogen um die Insel. Dann weiter über den offenen See bis in den Windschatten der nächsten Insel. Rund um Miles Island und noch einmal 300 m hart gegen den Wind. Dann ist es geschafft. Wir finden die Einfahrt in den von Inseln übersäten Teil des Sees. Hier konnte der Wind nicht an. Wir kamen ohne größere Anstrengung vorwärts und ließen die Landschaft an uns vorbei ziehen. Dabei paßte ich nicht genau auf und schon verfransten wir uns ein wenig. Fanden mit etwas Glück zurück in den richtigen Kanal und durch Zufall den schmalen Seeabfluß der uns zur Anlandestelle bringen sollte. Wir flogen förmlich in den Abfluß hinein und stellten dann das Paddeln ein. Hier war es fast windstill und wir trieben den Fluß langsam hinunter. Besonders die Frauen waren bester Stimmung und ihr wichtigstes Thema war ein heißes Bad am Abend zu Hause. Etwas was Mario und ich überhaupt nicht verstanden. Wir erreichten schließlich die Einlaßstelle und zogen ein Kanu und das gesamte Gepäck der Mädchen ans Ufer. Ich ging dann mit Marsha zu einem nahe gelegenen Campingplatz wo wir auch ein Telefon fanden. Marsha rief den Outfitter an und bat ihn, sich und Kim abzuholen. Ich bestellte auch gleich ein paar Bier für Mario und mich. Dann hieß es Abschied nehmen. Dies war nicht so schlimm, denn wir freuten uns alle auf die nächsten Tage. Ich und Mario, weil wir etwas mehr auf Druck paddeln konnten, und die Mädls, weil sie wieder in ihre gewohnte, saubere Umgebung kamen. Nachdem Boot und Frauen abgeholt waren und wir unser Bier bekommen hatten, machten wir uns auf die Rückfahrt. Es war bereits spät am Nachmittag. Wir schafften es auch im zweiten Versuch gegen die Strömung aus dem Fluß in den See zurück zu kommen. Wir paddelten auf dem kürzesten Wege zurück zur Miles Island. Dort beschlossen wir, nachdem wir festgestellt hatten, daß wir zusammen und ohne Gepäck viel rascher vorwärts kamen, den direkten Weg über den Seagull Lake zu nehmen. Ungeachtet des Windes und der Wellen. Nach zwei Stunden harter Arbeit war es dann auch geschafft. Wir fanden das Ende des Sees, fuhren zwischen einigen Inseln durch und suchten in einer Bucht nach der Portage. Wir fanden sie auch. Viele Moskitos begleiteten uns als wir im Laufschritt die Landenge überquerten. Mario zerstörte dabei eine Dose Bier, die wir sofort vernichteten, bevor die Moskitos uns vernichten konnten. Rasch über einen kleinen See, dann noch über eine Portage und wir waren wieder im Alpine Lake. Am Abend erreichten wir endlich unser Camp. Es war fast dunkel. Wir machten Feuer und mußten erstmals selbst kochen, was ich freiwillig übernahm. Aus ökonomischen Gründen wurde dazu nur ein Topf verwendet. Löffel hatte sowieso jeder Söpp am Mann. Ich schüttete ganz einfach alle Trockenfutterbeutel zusammen und addierte alle Wassermengen auf. Das Wasser in den Topf und aufs Feuer. Es schmeckte gar nicht schlecht. Es gab ab sofort jeden Tag Eintopf. Nach dem Essen machten wir es uns gemütlich, hängten das Essen auf einen Baum und genossen unser mitgebrachtes Bier. Wir diskutierten bereits Wiederholungsreisen und eine professionellere Ausschlachtung dieser Art von Urlaub. Irgendwann gingen wir dann schlafen.

Mo 4.7.94

Als ich aufstand, hatten wir ein Traumwetter. Wenig Wind und blauer Himmel. Ein idealer Tag zum Fischen. Nach dem Frühstück begaben wir uns auch gleich auf die erste Tour aber erwischten nichts. Und so ging es uns den ganzen Tag. Aber es war ein gemütlicher Tag ohne jeglichen Streß. Am Abend waren wir sicher, jede Bucht des Alpine Lakes zu kennen.

Di 5.7.94

Das Schönwetter hielt an. Nach dem Frühstück packten wir zusammen und paddelten in den Norden. Dort verließen wir den Alpine Lake und Mario trug das Kanu über die letzte Portage (48 r) in den Red Rock Lake. Dort ging es zügig weiter. Wir bewunderten die Landschaft, schauten nach Elchen aus, und genossen das schöne Wetter. Wir fanden die letzte kleine Portage relativ rasch und konnten dank unseres niedrigen Tiefganges durchfahren. Wir paddelten durch die Red Rock Bay in den Lake Saganaga. Dort hielten wir uns an das rechte Ufer und suchten in einem Nebenarm ein Camp. Wir fanden auch welche, jedoch gefiel uns die Umgebung nicht. Also paddelten wir weiter, quer durch den See zur Voyageurs Island. Es war sehr warm. Die Sonne stand hoch am blauen Himmel und ich holte mir einen Sonnenbrand. Auf der Insel fanden wir nach längerem Suchen ein nettes Camp. Wir entluden das Boot, bauten das Zelt auf und richteten uns häuslich ein. Da wir genug Zeit hatten nahm ich ein ausgiebiges Bad. Mario folgte nach gewaltigen Anlaufschwierigkeiten. Dann machten wir uns ein Abendessen. Kaum fertig wurde es dunkel und hinter unseren Rücken zog ein Gewitter auf. Wir legten die Regenhaut an, holten den letzten Rest Tullamore und harrten der Dinge. Plötzlich begann es stark zu regnen und den Blitzen folgten gewaltige Donner. Wir beobachteten die Entladungen und hofften, daß kein Blitz in unser Alukanu einschlagen möge. Ansonsten hätte es uns wahrscheinlich rücklings von unserer Holzbank katapultiert. So schnell wie das Gewitter gekommen war verzog es sich auch wieder. Wir legten die Regenhaut ab und erfreuten uns eines gewaltigen 180 Grad langen Doppelregenbogens. Da die Luft sehr rein war und das Licht des späten Nachmittages zum fotografieren einlud, holten wir unsere Kameras. Dann nahmen wir die Angel und fuhren noch einmal zum fischen. Wir paddelten entlang unserer Insel fuhren eine kleine Bucht aus und hatten plötzlich einen großen Hecht am Hacken. Er war leicht gefangen aber konnte nur schwer aus dem Wasser gezogen werden. Durch unser umständliches Hantieren gequält, hüpfte er von selbst ins Kanu und wir brauchten ihn nur noch heim zu bringen. Es wurde schon dunkel als wir zurück kamen und die Moskitos waren wieder recht lästig. Mario leuchtete mir mit der Taschenlampe während ich den Fisch entschuppte und ausnahm. Ich schnitt zwei schöne Filets heraus und wir brieten sie am Feuer. So hatten wir noch ein spätes Fischdinner. Irgendwann gingen wir dann schlafen.

Mi 6.7.94

Bei strahlendem Sonnenschein begannen wir alles zu putzen und zu verstauen. Ein heißer Tag kündigte sich an. Als wir unser Lager abgebrochen hatten, paddelten wir in den Süden. Wir umrundeten Loon Island und hielten auf das Festland zu. Der See war heute spiegelglatt. Etwas Wehmut erfüllte uns, als wir den Rückweg antraten. Ich konzentrierte mich nicht mehr und schon hatten wir Navigationsprobleme. Endlich waren wir wieder auf dem Fluß zum Outfitter. Es wurde noch eine längere Paddeltour bis wir den Ort unserer Abfahrt vor uns hatten. Bei der Ankunft kauften wir einige Karten und bekamen ein Bier geschenkt. Wir gaben alles zurück, machten den Check-out und packten unsere Sachen in Marsha’s Wagen. Nach einer kurzen Pause machten wir uns an die Rückfahrt nach Minneapolis. Ich fuhr hinunter nach Grand Marais. Wir hatten einigen Spaß im Auto und bewunderten die Schönheit der Strecke. Nach langer Fahrt erreichten wir endlich Duluth. Wir waren hungrig und suchten einen McDonald’s und eine Tankstelle. Zweiteres war leichter gefunden. Nach dem Tankstopp übernahm Mario das Steuer und wir fuhren den 35er hinunter. Unterwegs machten wir doch noch einen Fastfood-Stopp. Problemlos fanden wir durch Minneapolis nach Savage. Bei den Peterson’s angekommen hatten wir alles ausgepackt und uns ein Bier genommen. Dann warteten wir bis unsere Gastgeber aus der Arbeit heim kamen.

Do 7.7.94 bis So 10.7.

Die restlichen Tage verbrachten wir mit Spazierfahrten und Einkäufen. Mario kaufte eine Menge Jeans im Mall of America. Ich kaufte etliche CDs im Best Buy. Auch machten wir einen Ausflug ins Valley Fair - der lokalen messe, inclusive Vergügungspark und Nescar Rennen.

Und plötzlich waren wir wieder in Wien. Reich an Eindrücken, arm an Geld. Aber mit der Überzeugung einen einzigartigen Urlaub verbracht zu haben. Ganz nah an der Natur - so wie einst die kanadischen Voyageurs....

-- GuenterDollhaeubl, 4.2003

2015-11-06