Anpaddeln 2018 - vom Sa, 28.4 bis Di, 1.5.

Klimaerwärmung setzt dem Waldviertel zu! - ein Bericht von Günter Dollhäubl

Ottenstein – Aufgrund der Datumskonstellation wurde heuer das traditionelle Anpaddeln zwischen 27. April und 1. Mai veranstaltet. Dieser Event wird wie viele davor in die Geschichte eingehen. Diesmal aber wegen anhaltender, heißer Sommertage. Kaum ein Teilnehmer, der sich nicht einen mittelschweren Sonnenbrand zugezogen hatte. Aber auch kaum ein Teilnehmer, dem diesmal am Abend kalt war. Außergewöhnlich. Die weltweite Klimaerwärmung hat nun auch das Waldviertel erreicht!

Aber was war diesmal noch erwähnenswert?

Durch die rasche, aber späte Erwärmung begann die Natur zu erblühen. Nicht nur die Apfelbäume standen diesmal in Vollblüte, auch die Fichten stießen diesmal tonnenweise ihre gelben Pollen ab. Die Luft war gelb wie in der Sahara und das Wasser hatte einen gelben Film an der Oberfläche.

Die Nächte waren relativ mild und das Lagerfeuer war diesmal eher ein Beleuchtungskörper, denn eine Wärmequelle. Daher wurden die abendlichen Plaudereien auch weit über das übliche Zeitmaß hinaus ausgedehnt und mein Schlafsack wartete erst nach 1 Uhr morgens auf meine Ankunft.

Das schöne Wetter und vier Tage in Serie Paddeln hatten diesmal auch wieder viele Teilnehmer angelockt. Obwohl nicht alle gleichzeitig anwesend waren, wurden doch weit über 50 Personen gezählt, und an die 20 Kanus lagerten an der Einsetzstelle vor der Ruine. War dies neuer Besucherrekord?

Die Teilnehmer waren wie immer ein bunter Haufen. Jede Altersklasse war vertreten. Vom kleinen Maximilian, der erst vor kurzem geschlüpft war, bis hin zu Theo und Christl, die bereits beim ersten Anpaddeln vor 24 Jahren in Pension waren. Kanubegeisterte, Camping-Enthusiasten und Sonnenanbeter, alle waren gekommen. Die einen wollten sich erholen, die anderen Sport betreiben. Was uns miteinander verbindet ist die Tatsache, dass alle liebenswerte Menschen sind, die sich mit Respekt behandeln, die Leidenschaft und Freundschaft verbindet. Und dies, obwohl man sich teilweise nur einmal im Jahr trifft.

Da war die alte Garde, die schon von Anfang an dabei war. Generationen von Kindern, die mit dem Anpaddeln aufgewachsen sind. Eine Handvoll „Neue“, die sich integriert haben und eine echte Bereicherung darstellen. Leute, die andere Termine hatten und es sich trotzdem nicht nehmen ließen, zumindest für ein paar Stunden vorbei zu schauen. Auch welche, die lange Anreisewege in Kauf genommen haben. Dabei ist Tirol und Bayern zu erwähnen.

Und was konnte man sonst noch beobachten?

Die Kanus der Marke Swift sind in der Mehrzahl.

Im Stausee war diesmal sehr wenig Wasser. Es fehlten ca. 4 Meter zum Normalstand. Daher gibt es auch überall Sandstrände und gute Anlegestellen. Da nun auch die alten morschen Wurzelstöcke zum Vorschein kamen, regte sich bei einzelnen Leuten das Sammler-Gen.

Es wurde eine neue Tradition, die des Sun Downers am Boot, eingeführt. Alte Traditionen, wie der obligatorische Irish Whiskey am Feuer, wurden selbstverständlich in jeder Nacht zelebriert. Auch wurde eine „Schluckimpfung“ mit Günters selbstgebastelten Fruchtspezialitäten durchgeführt. Die Kinder lernten einen „S’More“ herzustellen, und Andi kreierte „Andis Special“, eine Pizzarolle am Spieß geröstet.

Große Freude bereiteten auch die Kurzbesucher, die entweder ihre neuen Boote, ihre neuen Kinder, oder ihr nicht mehr ganz so neues Gesicht vorführten.

Sehr nett waren die Gespräche der Teilnehmer, die sich vor den verschiedenen Unterkünften getroffen haben und über alles Mögliche plauderten bzw. Fachgespräche führten. Natürlich wurden auch wieder alle möglichen neuen oder auch nicht mehr so neuen Ausrüstungsgegenstände bewundert.

Und natürlich waren wir auch Paddeln. Am Samstag bis zum Decker Spitz. Weiter geht es ja nicht. An den anderen Tagen etwas kürzer. Aber immer verbunden mit einem gemütlichen Picknick und lustigen Gesprächen. Sogar Schwimmen war diesmal möglich, obwohl das Wasser fast Yukon ähnliche Temperaturen hatte.

Wie gesagt, ein einzigartiges Erlebnis.

2019 wird unser 25. Anpaddeln gefeiert werden. Jetzt schon einmal den 1. Mai ROT anstreichen. Ich bin überzeugt davon, dass es wieder ein tolles Erlebnis werden wird.