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Tourenbericht von Günter Dollhäubl

September 2014

Der Canadian Highway 20 zieht sich quer durch die Provinz Ontario. Diese Straße markiert so die Nordgrenze der Farmwirtschaft, bzw. der dichteren Besiedlung dieser Provinz. Er durchschneidet auch die Südspitze des Algonquin Provincial Parks im zentralen Ontario. Obwohl dieser Highway nur den südlichen Teil des Parks durchquert, ist es doch der beste und fast auch die einzige bequeme Zutrittsmöglichkeit zu diesem schönen und atemberaubenden Park.

Obwohl auch dort keine Urwälder mehr vorhanden sind – die wurden schon im 19. Jahrhundert flächendeckend abgeholzt, so ist dieser Park eine Naturlandschaft mit einzigartiger Flora und Fauna. Ostkanada pur.

In der Nähe des Osteingangs zum Park, nicht weit vom kleinen Ort Whitney entfernt zweigt eine kleine Straße vom Highway ab und führt direkt zum Access Point des Lake Opeongo. Am Ende dieser 7 km langen Zufahrtsstraße befindet sich ein riesiger Parkplatz. Im Sommer kommen hier nicht nur 1000e Kanuten, sondern auch viele Kanadier mit Bootsanhänger, die mit ihren Motorbooten den See bevölkern. Leider ist der Opeongo einer der wenigen Seen des Parks auf dem auch Motorboote fahren dürfen.

Beim Outfitter

Im September, zu Beginn des Indian Summers war es aber sehr ruhig auf dem See. Nur wenige Kanus hatte der Outfitter vermietet. Das Wetter war nicht wirklich traumhaft, die Luft doch recht frisch, aber sonnig. Eine Kanadierin kam gerade zurück und ein dienstbarer Geist half ihr aus dem Boot. Sie war offensichtlich glücklich, sprudelte gleich los, und erzählte was sie alles gesehen hatte. Redete von Grey Owl. Ich erinnerte mich diesen Film einmal gesehen zu haben. Ein Öko-Thriller. Spielte er in dieser Gegend?

Wir borgten uns einen Kanadier aus, bekamen Paddel und Schwimmwesten, packten eine Tasche und paddelten in die Sproule Bay hinaus. Wir entschieden uns die Westküste entlang zu paddeln.

Zuerst gab es noch einige Häuser und Hütten. Dann war Schluss. Nur noch Wasser und Wald. Enten und Blässhühner. In seichten Buchten viele Seerosen. Einzelne Biberbauten. Graureiher. Sie lassen sich problemlos fotografieren. Dann wieder in tieferes Gewässer. Wir sahen einzelne Camp Sites. Alle unter den Bäumen. Praktisch unsichtbar – wären da nicht die orangenen Tafeln mit einem C darauf.

Erika

Dann tauchte vor uns die Bates Island auf, welche die Sproule Bay vom sich weitenden Südteil des Sees abschließt. Wir entschieden uns nördlich der Insel den See zu queren. Inzwischen war mehr Wind aufgekommen. Er war kalt und wir waren froh, dass die Insel Windschutz gab. Irgendwo hörten wir ein Bellen. Dann sahen wir eine Familie mit Hund. Sie haben ein Camp bezogen. Nicht gerade gemütlich bei diesen Temperaturen. Aber die Kanadier sind da etwas anders.

Am Ostufer angekommen suchten wir uns einen Lagerplatz. Wir legten an einer Site an und zogen den Alu Kanadier aus dem Wasser. Auf einer Bank machten wir eine Pause und asen die mitgebrachten Sachen. Der Wind ließ uns etwas erschaudern, obwohl wir genug angezogen hatten. Wir besichtigten das ganze Site und entschieden dann an der Ostküste zurück zu paddeln, da inzwischen die Sonne hinter aufkommenden Wolken verschwunden war, und die Wellen immer höher wurden.

Wir paddelten weiter und sahen hinter der nächsten Landzunge ein weiteres Camp. Ein junges Pärchen saß am Ufer und war mit Kochaktivitäten beschäftigt. Ihr aufgeschlagenes Wanderzelt zeigte uns, dass sie hier übernachten würden. Erika fand das nicht so romantisch. Sie sah sich nur vor sich hin frieren und bewunderte die Einheimischen. In mir stieg jedoch der Wunsch auf noch einmal eine mehrtägige Paddeltour in dieser ach so schönen Landschaft zu machen. Die Infrastruktur ist vorhanden. Die Ausrüstung wäre gut. Ob das noch einmal möglich sein könnte. Wahrscheinlich nur wenn sich mehrere Leute finden, die diese Art von Urlaub machen wollen. Ist es Urlaub? Wahrscheinlich schon, aber getrieben vom Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Eine Light Version für uns alte und bequeme Mitteleuropäer.

Günter

Wir paddelten weiter am Ufer entlang und kämpften gegen Wind und Wellen. Diese wurden aber kleiner je näher wir dem Südende des Sees kamen. Zum Abschluss paddelten wir noch die seichte und schöne Südbucht aus und entdeckten interessante Pflanzen und Tiere.

Es war nur eine Halbtagestour, aber sie machte trotz der nicht allzu einladenden Umstände Lust auf mehr.

Tourenbericht, Reise im September 2014 -- GuenterDollhaeubl

2016-01-27