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20151109-223702
Kurzgeschichte von GuenterDollhaeubl

Am Indian Lake legten wir einen Tag zum Fischen ein. Wir paddelten raus und versuchten mehrere Stunden lang mit in der Sonne glänzenden Metallblinkern Forellen oder Barsche zu fangen. Stunden vergingen. Unser anfänglicher Enthusiasmus, wich langsam einer gesunden Realität, wanderte dann in eine realitätsnahe Ernüchterung, um schließlich in Frustration und purer Verzweiflung zu enden. Am Abend am Lagerfeuer machten wir uns ein paar Dosen auf - Bohnen mit Speck gegen den Hunger und Bier gegen den Frust. Aber nach dem Abwasch paddelten wir unverdrossen noch einmal hinaus zum Fischen. Diesmal verwendeten wir eine andere Taktik. Wir paddelten langsam am Ufer entlang und zogen einen Rappala (das ist ein kleiner schwimmender Kunststofffisch) hinter uns her. Dies ist gar nicht so einfach. Die Geschwindigkeit des Bootes steuert die Tiefe des Köderfisches. Je schneller man paddelt, desto tiefer sinkt der Köder. Was einerseits gut ist, aber die Gefahr mit sich bringt, dass er sich in den toten Ästen und Stämmen der versunkenen Bäume am Ufer verhängt. Aber genau zwischen diesen Verstecken lauern Raubfische auf Beute. Nach ca. 30 Minuten und drei Wenden um den Rappala wieder von einem Holzstück los zu bekommen, begann es zu dunkeln. Wir überlegten umzudrehen. Doch genau im gleichen Moment hatte sich der Köderfisch wieder im Holz verfangen. Wir stoppen das Kanu und paddeln vorsichtig zurück. Ich versuch den Köder irgendwie los zu bekommen. Nicht so einfach, da in der Dämmerung das Wasser schwarz und undurchsichtig wurde. Der Köder schien sich in ein größeres Stück Holz, vielleicht einem versunkenen Stamm fest gehackt haben. Gott sei Dank war es aber anscheinend vom Seeboden loszulösen. Während ich versuche den Hacken irgendwie los zu bekommen, merkte ich, dass das Holz anscheinend Fahrt aufnimmt. Im gleichen Moment registrierte ich, dass es sich um einen Fisch handeln könnte. Aber er zog nicht wirklich und startete keinen Kampf. Eigenartig. Also zog ich das schwere Ding vorsichtig höher. Da sah ich plötzlich einen Silberstreifen im dunklen Wasser. Und gleich darauf war ein großer Hecht im letzten Licht des schwindenden Tages zu erkennen. Aber im Gegensatz zu Forellen oder Lachsen verhielt sich dieser Raubfisch äußerst passiv. Kein ziehen und zucken, kein springen, kein Kampf. Nun war er knapp unter der Oberfläche. Ich schätzte seine Länge auf ca. 80 cm. Da ich aber keinen Käscher bei mir hatte, und die Schnur nicht stark genug war, um ihn an ihr aus dem Wasser zu heben, musste ich es mit den Händen machen. Man kann aber einen glitschigen Fisch nur sicher greifen, wenn man ihn zwischen die Kiemenblätter zu fassen bekommt. Aber auch dies ist nicht ganz unproblematisch, da die Kiemen mit harten, Knochennadeln versehen sind. Ich war gerade noch damit beschäftigt zu überlegen, wie ich das faule Tier an Board hieven könnte, als der Hecht den Ernst der Lage erkannte, und einen verzweifelten Luftsprung machte. Zu seiner und auch unserer Überraschung landete er mitten im Kanu. Bevor er sich aber von dieser Situation erholen konnte, schnappte ich mir mein Paddel und knallte ihm zielsicher das Paddelblatt auf den Schädel. Seine Betäubung erleichterte es uns den Fang abzuschließen. Zwei Stunden später freuten wir uns über zwei große Fischfilets, die für unsere Pfanne viel zu lang waren, und daher in Folie über dem Feuer gebraten wurden…

-- Guenter Dollhaeubl, 1.2008