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Die landschaftlich äußerst reizvoll gelegenen Salzkammergutseen bieten sich geradezu für Kanutouren an. Vielleicht nicht unbedingt fürs sportliche paddeln, aber für Naturliebhaber, Anfänger und Familienausflügler alle mal.

Der Wolfgangsee ist der wärmste und schönste der Salzkammergutseen, er ist leicht erreichbar, hat eine ausgezeichnete Infrastruktur, und liegt sehr zentral. Außerdem ist er groß genug, um eine Woche Paddelurlaub nicht fad werden zu lassen. Im Gegenteil. Man sollte eigentlich länger dort verweilen. Daher einige Tipps, die man wissen sollte.

Charakteristik

Leichter Paddelsee in angenehmer Größe, in malerischer Umgebung, für Anfänger, Naturliebhaber, und Familienurlauber

Anreise

Die einfachste Route zum See von Niederösterreich oder Wien kommend ist sicher die Fahrt auf der Westautobahn bis zum Exit Mondsee. Dann entlang des Südufers des malerischen Mondsees. Falls genug Zeit vorhanden sollte man einen Stopp zum fotografieren und baden einplanen. Am besten auf einen der vielen kleinen Parkplätze nach der Ortschaft Plomberg. Kurz nach Scharfling führt die Straße rechts über den Paß in Richtung St. Gilgen zum Wolfgangsee (Gesamtstrecke ist ca. 300 km von Wien kommend). Kurz nach der Paßhöhe, die man bereits nach 2 km erreicht, sollte man einen kurzen Halt am geheimnisvoll wirkenden Krotensee einplanen, der links neben der Straße auftaucht. Ein paar Meter dahinter befindet sich das malerische Schloß Hüttenstein (erbaut 1564), in dem Dornröschen gelebt haben könnte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ladet das historisch interessante „Batzenhäusl“ zu einer Jause, oder einem Umtrunk ein. Dann setzen wir die Fahrt hinunter nach St. Gilgen fort. Schon bevor wir den Ortsrand erreichen tut sich linker Hand das Tal mit dem wunderschön gelegenen Wolfgangsee auf.

Lage

Der Wolfgangsee oder auch Abersee genannt erstreckt sich von Ost nach West in einer Länge von 10 km. Ungefähr in der Mitte befindet sich dank der am Südufer gelegenen Halbinsel Abersee, eine Engstelle. Hier hat der See seine minimale Breite von nur ein paar Hundert Metern.

Am Westende des Sees befindet sich der hübsche Ort St. Gilgen (545 m), der mit seinem Seebad, seiner Marina und seiner gemütlichen Infrastruktur auch prominente Gäste anzieht. Sehenswert ist vor allem die Pfarrkirche (erbaut 1727), die einen Doppelzwiebelturm hat.

Entlang des Südufers verläuft die Bundesstraße von Salzburg nach Bad Ischl. Am Ostende des Sees führt sie am kleinen, mit Blumen geschmückten, und als Urlaubsparadies bekannten, Strobl vorbei. Strobl (542 m) ist nicht nur ein Badeort, sondern eignet sich auch vorzüglich als Ausgangspunkt für unzählige Wandertouren. Sehr bekannt ist die in der Nähe von Strobl gelegene Postalm, die über eine Mautstrasse auch mit dem Fahrzeug erreichbar ist. Neben der stets stark frequentierten Uferpromenade sollte man sich in Strobl vor allem die spätbarocke Pfarrkirche St. Sigismund (1761) und das „Lipphaus“ ansehen. Dieses um 1500 errichtete Bauernhaus wurde liebevoll renoviert und dient nun als Heimatmuseum.

Der wohl bekannteste Ort am Wolfgangsee ist St. Wolfgang. Neben der berühmten Wallfahrtskirche (urkundlich bereits 1180 erwähnt), mit den beiden weltbekannten barocken Doppelaltären von Michael Pacher (1481) und Thomas Schwanthaler (1676), ist es vor allem das Weiße Rössel, das durch die gleichnamige Operette von Ralph Benatzky diesem Ort am Wolfgangsee zu internationaler Berühmtheit verhalf. Pilgerbrunnen, zwei bekannte Museen, und das vierflügelige Schloß vervollständigen den Kulturort St. Wolfgang.

Am Nordufer des Sees zwischen St. Wolfgang und St. Gilgen treten die Berge ganz nahe ans Ufer. Der sich hinter dem Falkenstein befindliche Schafberg ist durch eine Zahnradbahn von St. Wolfgang aus leicht zu bezwingen.

Das weite Südufer läßt genügend Platz für Landwirtschaft und Tourismus. Dahinter befindet sich die Kette der Osterhorngruppe.

Camping

Am Wolfgangsee gibt es mehrere Campingplätze. Ein kleinerer befindet sich direkt in St. Gilgen, zwei sehr große, gut ausgestattete an der Straße zwischen St. Wolfgang und Strobl. St. Wolfgang gegenüber befindet sich die große Halbinsel Abersee, auf der es keinen größeren Ort gibt, aber dafür sechs weitere Campingplätze. Alle sind sehr nett direkt am See gelegen, und auch preisgünstiger als jene bei St. Wolfgang. Der schönste von ihnen (natürlich rein subjektiv) liegt in der kleinen Ortschaft Gschwand am Westende von Abersee. Es ist der Lindenstrand der Familie Leitner. Er ist genau so gut ausgestattet wie alle anderen und auch in der gleichen Preisklasse, aber für Baderatten ist er ideal. Denn er hat als einziger einen echten Kiesstrand der in das türkisblaue Seewasser führt. Die Wiese ist eben und schön, man kann den Wagen direkt neben dem Zelt parken, und etliche große Linden und viele kleinere Apfelbäume ermöglichen auch schattige Plätze. Außerdem hat er zum Gegensatz von fast allen anderen Campingplätzen, kaum Dauercamper, und daher nicht das Aussehen und Ambiente einer Schrebergartenanlage für deutsche Senioren. Näheres über dieses Camp erfährt man auf www.lindenstrand.at.

Freizeitgestaltung

Der Wolfgangsee ladet natürlich geradezu ein sich auf ihn oder in ihm zu vergnügen. Segeln, surfen, Wasserschi und Boot fahren sind obligat. Kanutouren eher exotisch, aber abwechslungsreich und vollkommen ungefährlich. Neben dem Wassersport sollte man auch noch die vielen beschilderten Mountain Bike Trails erwähnen, und auch eine Radwanderroute führt auf dem ehemaligen Bahndamm der legendären Bad Ischler Eisenbahn dahin. Also ein Rad sollte man unbedingt mit haben. Genauso wichtig sind die Wanderschuhe und der Rucksack. Den bekannten Schafberg habe ich schon genannt. Er ist ein „Muß“ für jeden Wolfgangsee Urlauber. Man kann ihn über verschiedene Routen mit verschiedensten Schwierigkeitsgraden in zwei bis drei Stunden besteigen, oder man nimmt ganz einfach die mit Dampflokomotiven betriebene Zahnradbahn. Am Gipfel (1763 m) hat man eine unvergleichliche Aussicht in alle Richtungen. Neben dem Wolfgangsee kann man den Schwarzensee, den Mondsee, den Zellersee, den Attersee und den Fuschlsee bewundern. Auf der Südseite des Sees befinden sich eine grössere Anzahl spektakulärer Gipfel, alle zwischen 1700 bis 2000 m hoch. Für all jene, die in ihren Ferien nicht so gerne schwitzen, gibt es auch die Möglichkeit über saftige Almen von Hütte zu Hütte zu wandern, ohne zürst den strapaziösen Aufstieg auf sich nehmen zu müssen. Dies kann man entweder mit dem Auto auf die Postalm (1331 m), oder mit der Seilbahn von St. Gilgen auf das Zwölferhorn (1522 m) machen.

Für alle weniger Sportlichen, und für Familienurlauber gibt es neben den unzähligen Hütten und Jausenstationen auch noch etliches an Kultur zu besichtigen. Neben den drei bereits erwähnten Hauptorten am Wolfgangsee, gibt es im Umkreis von einigen Kilometern auch noch die alte Kaiserstadt Bad Ischl zu bewundern. Von dort aus ist es nicht mehr weit zum Traunsee, oder auch in die andere Richtung zum historisch sehr interessanten Hallstätter See, oder auch zu den malerischen Gosauseen. Begibt man sich in Richtung Westen so laden Fuschl und Hallein zur Besichtigung. Und Salzburg ist dann auch nur noch einen Katzensprung entfernt.

Für Familien mit Kindern gibt es unzählige Spielplätze – auf den öffentlichen Badeplätzen, auf den Campingplätzen, oder in den Parks der bereits genannten Orte. Ein regelmäßiger Bootsverkehr verbindet alle Orte des Sees und kann billig um ein paar Euro genutzt werden. Wer sein eigenes Boot steürn möchte, kann sich an zahlreichen Bootsverleihen Tret-, Segel- oder Elektroboote mieten. Am Fuße des Sparber bei Strobl wurde ein netter Wildpark angelegt. Ein paar km westlicher befindet sich eine tolle Sommerrodelbahn. Reitferien sind ebenfalls kein Problem, und es gibt unzählige Lauf- und Fitnesspacours. Tennis kann man überall spielen, und zwischen Strobl und Ischl befindet sich auch eine 18 Loch Golfanlage.

Paddeltouren

Der Wolfgangsee ist ein sehr malerischer See, der vom Wasser aus immer wieder neue Eindrücke vermittelt. Er ist nicht sehr groß und könnte auf einer Tagestour umpaddelt werden. Jedoch ist er nicht unbedingt für sportliche Paddler gedacht. Die sollten lieber auf die benachbarte Traun, oder die miteinander verbundenen Seen, Zeller-, Mond-, und Attersee ausweichen. Doch für Anfänger, Naturliebhaber, Familienpaddler, und Leute die ausspannen wollen, ist er genau das richtige. Egal wo man sich gerade befindet und egal was man vor hat, der Wolfgangsee ist immer ein Erlebnis. Für jene, welche die Natur beobachten wollen, oder an einem Strand alleine sein wollen (was wahrscheinlich in der Hauptsaison nicht möglich sein kann), ist es notwendig sich die entsprechenden Stellen zu suchen. Der doch schon sehr verbaute See hat aber ein paar ruhige Orte zu bieten. Diese sind vor allem das Nordufer zwischen der Schiffsstation bei Fürberg und der Schiffsstation Falkenstein. Hier tritt der Falkenstein nahe an das Wasser und ein schmaler Kiesstreifen ladet zum sonnen und planschen im kristallklaren Wasser ein. Eine andere nette Stelle die sich ideal zum sonnen und zum Picknick eignet ist das Delta des Zinkenbaches, der die Halbinsel Abersee teilt. Auf den vorgelagerten Sandbänken, dem sogenannten „Zinkenbachspitz“, ist man zumeist allein, und hat einen wunderschönen Ausblick auf St. Wolfgang. Das Wasser des Baches ist nur 10 bis 20 cm tief und daher angenehm warm. Ideal zum Spielen und Staudamm bauen für den Nachwuchs. Der Fremdenverkehrsverband St. Gilgen, hat sich dieser Stelle angenommen und Bänke und Mülltonnen aufgestellt. Ja, es gibt sogar eine kleine Wasserrutsche und einen Sandkasten für die Kleinsten. Paddelt man am Südufer weiter in Richtung Strobl, passiert man zuerst einige Badebuchten, aber auch einsame Viehweiden, bis man auf einen eher verschilften Uferteil stosst. Auf den sich dort befindlichen Sandbänken läßt es sich ebenfalls eine Weile aushalten. Noch weiter im Osten, nach dem Einfluß des kleinen Moosbaches beginnt das Naturschutzgebiet „Blinkingmoos“. Obwohl man einen Damm für Wanderer durch dieses Kleinod gebaut hat, ist es doch ein sehenswerter und eher einsamer Uferstreifen. Diese Moorlandschaft befindet sich zum Teil bereits in der Strobler Bucht, die durch ihr warmes Seewasser bekannt ist. Daher findet man dort neben vielen Badegästen, auch jede Art von Wassersportmöglichkeiten. Paddlern ist diese Bucht nur dann zu empfehlen, falls sie vor haben an der interessanten Promenade anzulegen, oder in den einzigen Abfluß des Sees, die Ischler Ache einzufahren (Vorsicht Wehranlage). Am Nordufer der Bucht zieht sich am steilen Felsen geklammert, die Bürgelsteinpromenade vorbei, die vom Boot aus recht imposant aussieht. Die Ischler Ache ist mit Canadiern befahrbar, aber eher ein Kajakbach. Insbesondere der Katarakt bei Ischl sollte tunlichst vermieden werden.

Sonstiges

Obwohl der Wolfgangsee eher ein Paddelerlebnis für die ganze Familie ist, sollte man nicht außer acht lassen, daß es sich dabei um einen größeren Alpensee handelt. Dies bedeutet, daß man Wetterumschwünge oder Gewitter erst sehr spät erkennt, und es innerhalb von einigen Minuten zu einem Auffrischen des Windes kommen kann, der das paddeln sehr behindert. Dann ist es nur für Fortgeschrittene ratsam das Ziel weiter zu verfolgen, und auch nur dann, wenn die notwendige Ausrüstung in Form von Schwimmwesten und Auftriebskörpern vorhanden ist. Bei Gewitter ist es auf keinen Fall ratsam, den See zu befahren.

Kartenmaterial ist natürlich sinnvoll, jedoch ist keine Spezialkarte erforderlich. Ich empfehle am Campingplatz oder bei einer Tourist Information ganz einfach die Wanderkarte dieser Gegend (heraus gegeben von W. Mayr Gmbh.) zu kaufen. Sie hat die Nummer 76 und beinhaltet neben der Wanderkarte auch noch die genauen Tourenbeschreibungen in deutsch und englisch, sowie eine Panoramakarte des Gebietes um den Wolfgangsee.

Alle Gemeinden der Gegend, ja fast jeder Campingplatz, Berggasthof, und Sportplatz hat seine Home Page im Internet. Es ist also relativ einfach sich umfassende Information zu beschaffen.

Der See ist mit allen Bootstypen befahrbar. Da zumeist ein leichter bis mittelstarker Wind geht, sind flache Wandercanadier natürlich von Vorteil.

Epilog

Diese Beschreibung des Gebietes um den Wolfgangsee stammt aus meinen persönlichen Eindrücken und ist ganz sicherlich nicht umfassend. Es steht jedem Wander- oder Kanufreund zu, seine eigenen Eindrücke zu machen, und mir diese über diese Seiten mitzuteilen. Es ist von Vorteil eine umfassende Beschreibung für andere Interessierte zur Verfügung zu stellen.

Die Beschreibung der Gegend stammt von zwei je einwöchigen Camping- und Paddelaufenthalten in den Jahren 2000 und 2002.

-- GuenterDollhaeubl, 4.2003