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Abenteuer in den Adirondacks

Erzählungen von Günter Dollhäubl

Die Völker der Irokesen wurden vor 200 Jahren systematisch verfolgt und ausgerottet. Die Huronen wurden schon zuvor vernichtet, und keiner vom Volk der Mohawks hat das zwanzigste Jahrhundert erlebt. Jedoch die Namen dieser Völker und vieles aus ihrem Sprachgebrauch ist auch heute noch lebendig. Jeder Besucher der Neuengland Staaten, und des angrenzenden Staates New York wird immer wieder auf Wörter aus den Sprachen dieser untergegangenen Völker stoßen. Die Amerikaner benutzen die Bezeichnungem für Berge, Flüsse, Orte und Seen in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch, und bemerken gar nicht mehr ihren Ursprung. Es herrscht kein Bewusstsein, dass diese Namen nicht nur recht melodisch klingen, sondern auch leise auf eine kollektive Schuld der weißen Einwanderer hinweisen.

Auch mir waren all diese Namen ein Begriff. Viele von ihnen hatte ich schon einmal irgendwo gehört, ohne genau zu wissen wo. Doch nach den ersten Tagen unserer Reise und nach längerem Studium des Kartenmaterials war mir klar, warum mir all diese Namen so bekannt vorkamen. Ich war eines der Kinder der Baby-Boom Generation gewesen. Aufgewachsen in den 60er und 70er Jahren, waren wir alle nicht mit Tonnen von Spielsachen, farbigen Fernsehen, oder elektronischen Spielen gesegnet. Nein, wir waren noch aus der Lese-Generation. Abenteuer spielte sich im Kopf ab, und nicht auf Fernseh- oder Computerschirmen. Schon als Kinder hatten wir viele Bücher studiert. Und welcher Bub aus dieser Generation hatte nicht mit Begeisterung Karl Mays „Winnetou“ Geschichten verschlungen. Ebenfalls aus dieser Abenteuerecke, aber mit viel mehr Authentizität versehen waren die Werke von James Finnymore Cooper. Sein Sammelband mit dem Namen „Lederstrumpf“ hatte jeder Bub zu Hause. „Der Letzte der Mohikaner“ ist daraus wohl die Geschichte die auch heute noch jeder kennt. Die Abenteuer von Chingatchcook und Unkas gingen in die Literaturgeschichte ein. Auch ich bekam die Lederstrumpfsaga irgendwann geschenkt und hatte sie mit Begeisterung verschlungen. Vor allem die Geschichte des Waldläufers blieb in meiner Erinnerung hängen. Vieles andere habe ich vergessen. Aber auf was ich mich nach mehr als 30 Jahren noch genau erinnern kann, ist die gezeichnete Landkarte auf der Umschlagseite jenes Buches. Oft und genau habe ich sie als Bub studiert, und sie mir eingeprägt. Ich erinnere mich noch an den Hudson River, den Lake Camplain, und an die linke obere Ecke mit dem oestlichen Ende des großen Ontario Sees. Und nun war ich selbst in dieser Gegend. Zum ersten Mal.

Die klassische Landschaft der ersten Indianerkriege und der großen Auseinandersetzungen zwischen Briten und Franzosen fand in erster Linie in den Staaten Vermont, New Hampshire und New York statt. Im Stammesgebiet der Irokesen. Die sieben Nationen wie sie sich selbst nannten hatten sich in den Wäldern südlich des Lake Ontario angesiedelt. Die Finger Lakes waren das Kerngebiet dieser Stämme, aber auch im Gebiet des Adirondack National Forrest und südlich davon in den Catskill Mountains hatten sie ihre Siedlungsgebiete. Da die Gegend dicht bewaldet war, und zu einem großen Teil nach wie vor ist, waren die natürlichen Fortbewegungsmöglichkeiten die Flüsse. Also haben sie Boote gebaut. Sie entwickelten eine große Kunstfertigkeit im Bau von Weidenkanus, die sie mit Birkenrinde verkleideten, und mit Harz verklebten. Diese elastischen und widerstandsfähigen Boote wurden später von den weissen Pfadfindern und Jägern übernommen und bis in die heutige Zeit weiterentwickelt. Aus den Birkenrindenkanus wurden inzwischen Kunststoffboote aus hochwertigem Royalex oder Kevlar. Unzerstörbar, unsinkbar, schnell, leicht und wendig. Aber sobald man in einem sitzt und einen Fluss hinunter paddelt fühlt man sich wieder in die alte Zeit versetzt. Es ist kaum zu glauben, dass es im dicht besidelten Osten der USA so gewaltig große, fast menschenleere Gebiete gibt, und eine dermaßen ursprüngliche Landschaft.

Ob Mohawk, Huron, Allagach, oder Hudson. Jeder Fluss ist interessant und hat seine Geschichte. Ob Oneida, Cayuga, Seneca, oder Camplain. Jeder See hat seine Eigenschaften, seine Romantik, und seine Einzigartigkeit. Wer einmal durch dieses Land gereist ist, kann seine Geschichte spüren, kann die alten Waldläufer fühlen, und kann den Pulverdampf riechen. Es ist einfach sich in die Geschichte zurückzuversetzen. Es ist definitiv die Wiege des Kanu Sports.

In den nächsten Absätzen versuche ich in einzelnen von einander unabhängigen Kapiteln meine Eindrücke über dieses wirklich einzigartige Gebiet zu schildern. Also einfach Zeit nehmen und sich hineinfallen lassen, ins Land der Sieben Nationen, ins Land von Lederstrumpf und Chingatchcook…

Die Adirondacks sind übrigens bereits seit 1882 ein State Park. Der Park beinhaltet neben einem gut ausgebauten Strassennetz, auch viele andere Freizeitbeschäftigungen neben dem Kanu fahren.

Hier ein paar Links um mehr über diese Gegend zu lernen.

http://visitadirondacks.com/

http://en.wikipedia.org/wiki/Adirondack_Mountains#State_park

http://www.adirondacks.com/

Geschrieben im Jänner 2008 -- GuenterDollhaeubl